Andrea Maria Krenn

Die Abwesenden Anwesenden (Gespenster Wiens)
  Fotoserie Wien, 2020/21

„Unser Unbewußtes ist einquartiert. Unsere Seele ist eine Wohnung. Und wenn wir uns an „Häuser“ und „Zimmer“ erinnern, lernen wir damit, in uns selbst zu „wohnen“. Jetzt sieht man es die Bilder des Hauses bewegen sich in zwei Richtungen: sie sind in uns ebenso, wie wir in ihnen sind“ (Bachelard 2001: 26).

Die Abwesenden Anwesenden (Gespenster Wiens) ist eine dokumentarische Fotoserie zu Architekturspuren, die sich in Überresten abgerissener, zerstörter Häuser zeigen. Es finden sich dabei Spuren, die genaue Auskunft über die Größe, Form, Stockwerke, Treppen, Durchgänge und teilweise sogar einzelne Zimmer der demontierten Häuser geben.
Wandert man durch Wiens Straßen lassen sich eine Vielzahl solcher Architekturreste an Häuserfassaden finden, die Einblicke in die architektonische Vergangenheit Wiens geben und in uns Erinnerungsbilder anstoßen können. Folgt man dabei philosophischen Raumdiskursen können diese Gespenster als Analogie zu einem Art Raumleben gelesen werden, deren Sein auch ein Ablaufdatum hat, aber deren Geist nicht länger absent bleiben muss, sondern von uns imaginiert und erinnert werden kann. Man fragt sich: Wer war dieses Haus? Wie alt wurde es? Wer hat ihn ihm gewohnt, gelebt, gelacht und geweint? 
Von wem stammt es und wohin hat es sich mit all seinen darin enthaltenen Geschichten und Erfahrungswerten aufgelöst?
Frei nach Gaston Bachelard und seiner Poetik des Raumes, möchte ich mit meiner Serie gelebte, erlebte und durchlebte Architektur dokumentarisch in Erinnerung halten, gleich einer Portraitfotografie, die Menschen und ihr einstiges Sein in Erinnerung bewahrt.

Quelle: Bachelard, Gaston (2001 [1957]): Poetik des Raumes. Frankfurt am Main: Fischer. 

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